Tag 16 – 04.05.2012 – Page (Buckskin Gulch)

Unsere Nacht endete abrupt gegen 04:00. Ein lautes Türenknallen vom Nachbarzimmer riss uns aus dem Tiefschlaf. Nicht nur einmal, nein gleich 3- oder 4-mal.

Die Türen knallen mal schnell, aber man kann die auch festhalten, so dass es nicht passiert.

4 Uhr war aber einfach zu früh für uns, wir dösten wieder etwas ein, bis es um 05:00 wieder 4-mal knallte.

Oh Mann, die Leute denken echt, sie sind alleine im Hotel.

Wir standen also auf.

Wer schon mal in Page/Arizona war, weiß, dass es dort extrem viele tolle Dinge zu sehen gibt, da fällt es schon mal schwer, sich zu entscheiden.

Also muss man einfach wählen. Ich wählte beim Frühstück den Buckskin Gulch, der Wetterbericht hatte am Abend wieder an die 30 Grad vorausgesagt, also brauchten wir ein schattiges Plätzchen.

Wir wollten dennoch mal zur Paria Contact Station fahren und uns über den Zustand der Cottonwood Canyon Road und den Weg zur White Pocket informieren. Und eventuell hatte der Ranger noch einen Tipp für uns.

Aber erst mal zum Frühstück, in die Höhle des Löwen in die Lobby des Hotels. Mann, da war die Hölle los. Gruppen von Jugendlichen und jeder Menge kleiner Kinder.

Also nur schnell ein paar Toasts und etwas Obst geholt und damit wieder ins Zimmer gegangen. An eine Waffel war gar nicht zu denken, die Jugendlichen schlugen sich fast drum.

Da kann man nur hoffen, dass die Massen an Menschen woanders hinfahren als wir.

Das war dann auch so, denn sobald man über die Glen-Canyon-Damm-Brücke drüber ist, den Lone Rock Beach hinter sich hat, wird die Straße wieder schön leer.

Manchmal denke ich, ob es nicht doch besser wäre, über die schönen Loactions, die es gibt, zu schweigen. Aber dann wüsste ich ja auch nicht davon.

Wir dachten uns, dass die meisten Leute in Page wohl wegen des Sees waren. Denn es waren auch viele Amerikaner mit ihren Booten und jede Menge Wasserfahrzeuge unterwegs.

Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen ein, natürlich mussten die Kühlbox und die Futterbox mit ins Auto.

Kurz nach 08:30 kamen wir an der Paria Contact Station an. Wir fragten den Ranger nach der Cottonwood Canyon Road, er zeigte uns ein Bild von dem Mudhole, weswegen die Straße kurz nach dem Hackberry Canyon gesperrt war.

Wir zeigten ihm unser Auto und er sagte, er würde uns nicht empfehlen damit zur White Pocket zu fahren, unsere Bodenfreiheit wäre zu gering. Es wäre eine Sandpiste mit vielen Hügeln, täglich blieben Leute stecken, und wenn doch, sollten wir es nicht alleine machen.

Wir hatten aber keine Begleiter.

Heute wollten wir ja eh nicht hin, denn wir waren jetzt auf den Buckskin Gulch eingestellt.

Wir begaben uns also nach ein paar Meilen in die direkt in der Kurve liegende House Rock Valley Road, die in einem sehr guten Zustand war.

Der Wash war schon mal trocken, das ist immer ein gutes Zeichen.

Bei Nässe oder Regen sollte man erstens diese Straße sowieso nicht fahren, und zweitens ist die Gefahr von Flash Floods in den Slot Canyons sehr hoch.

Der Buckskin-Gulch-Parkplatz, von dem aus man die Wanderung angehen kann, liegt recht nahe am Anfang der Straße, nach ca. 7 km, aber wir fuhren weiter zum Wire Pass Trailhead, von wo aus man den Buckskin Gulch auch erreichen kann.

Vom Buckskin Gulch Trailhead waren wir vor Jahren zum Edmaier’s Secret gewandert.

Auf der House Rock Valley Road so schön vor uns hinfahrend, kommen plötzlich von hinten 3 Pickups gefahren mit einem Affenzahn. Wow, die hatten es aber eilig. Wir ließen sie also überholen. Wir lassen uns nicht stressen.

Am Parkplatz stellte sich heraus, dass es unsere Türknaller waren.

Die hatten wir nämlich nach dem Frühstück noch am Fahrstuhl getroffen und gesehen, dass sie aus dem Nebenzimmer kamen, natürlich wieder lautstark mit den Türen knallend.

Ich fragte sie vor dem Fahrstuhl dann, ob ihnen eigentlich bewusst wäre, dass es in der Früh um 04:00 andere stören könnte, wenn man mit den Türen knallt.

Naja, nicht wirklich, aber eine Entschuldigung geht den Amis ja leicht von den Lippen, auch wenn sie es nicht so meinen. Lernt man ja in der Schule im „Don’t be rude Training“.

Normal sollte man da lernen, dass man von vornherein keinen Mist macht, als sich nachher unecht zu entschuldigen. Da fällt mir doch der gute alte Ed wieder ein: „Sorry didn’t do it.“

Kann ich mir auch nichts von kaufen, ich war um 04:00 wach geworden. Also fragte ich, ob sie morgen noch da sind, und dass sie dann bitte unterlassen sollten, mit den Türen zu knallen. Aber sie sagten, sie reisen heute ab.
Sehr gut.

Noch „Have a good day“, und gut war‘s.

Aber man sieht sich ja immer zweimal im Leben. Diese Männer waren also „Foto-Profis“ mit mehr Rechten als andere.

Sie stiegen mit einer großen Gruppe an Leuten aus ihren Pickups, alle mit fetten Stativen. Es schien ein Fotokurs zu sein, denn die Kameras auf den fetten Stativen waren eher minderwertig bis auf die von dem einen, der eben der „Profi“ war und der Türenknaller.

Sie hatten es wahnsinnig eilig und stürmten los, Richtung Trail zum Buckskin Gulch, das dachten wir uns wegen der Stative.

Für uns das Zeichen, erst mal ganz in Ruhe zu machen und ihnen ca. 15 Minuten oder mehr Vorsprung zu geben.

Wir zahlten also erst mal unsere 5$ Parkgebühr und aßen etwas, dann cremten wir uns fett ein und packten unsere Kameras, Stative und Wasser ein.

Dann auf den Weg, der am Anfang der gleiche ist, der zur Wave führt. Daher war der Parkplatz auch recht gut gefüllt.

Man geht den Weg durch den Wash, bis man nach ca. 30 Minuten die erste schöne Felswand erreicht.

Dann kommt auch unmittelbar der Eingang des Buckskin Gulchs. (Wire Pass Slot)

Schön im Schatten gelegen.

Wie üblich ließen wir uns viel Zeit für Fotos, Videos und Faxen.

An einer Stelle kommt eine Kletterpassage, da kam uns dann die große Gruppe des Fotokurses wieder entgegen.

Wir ließen sie erst mal alle klettern.

Alle bis auf unseren Superfotografen waren durch, er wartete aber noch. Wir aber auch. Anscheinend wollte er wohl ein Bild machen oder was war der Grund, konnten wir nicht rausfinden.

Also wir warten.

Die auch.

Wir wollten runter, und dazu mussten sie aus dem Weg gehen. Die wollten wohl ein Bild machen ohne uns drin, aber gesagt haben sie nichts.

Ach wie schön, solche Situationen liebe ich ja.

Der „Pro“ sagte dann zu seinem Kollegen: „I know this woman from the hotel“… den Rest habe ich nicht verstanden, weil er so geflüstert hat. Der andere meinte, er sollte doch ein Ghost Foto machen, also eine lange Belichtung nehmen und hoffen, dass wir dann verwischten auf dem Bild. Wir standen aber recht ruhig da.

Nach ca. 10 Minuten gingen sie dann unverrichteter Dinge oder mit uns auf dem Foto weiter.

Man trifft sich immer zweimal im Leben.

Ich meine, hätte er was gesagt, dass wir mal aus dem Weg gehen können oder so, hätten wir das ja gemacht. Dann hätte ich nur gesagt: „oh I’m so sorry…“

Aber er hat nichts gesagt, so musste das ausgestanden werden.

Lustig.

Wir kletterten dann diese Passage herunter und gingen weiter in den Slot, der endete dann aber für eine Weile und man kam auf eine Lichtung. Dann ging es weiter.

Dann kamen wir an eine tolle Stelle, wo der Canyon sehr breit wird. Er geht dann in zwei Armen weiter.

Wir gingen erst etwas nach rechts. Sahen uns etwas um. Dann wählten wir aber doch den anderen Weg.

Inzwischen waren wie schon wieder 2 Stunden unterwegs, wir gingen aber noch ein Stück in den Gulch hinein, es kam noch eine Kletterpassage.

Bei der nächsten breiten Stelle entschieden wir uns dann umzukehren, denn die 2,5 Stunden muss man ja auch wieder zurücklaufen.

Der ganze Buckskin Gulch ist ca. 21km lang, er ist einer der längsten Slot Canyons der Welt. Die komplette Wanderung schafft man nur mit einem Shuttle oder einer Übernachtung.

Langsam liefen wir zurück, ein paar Wanderern begegneten wir, aber es war wirklich nicht viel los, obwohl das hier der richtige Ort bei der Hitze war.

Das merkten wir auch, als wir den Canyon wieder verließen und die letzten 30 Minuten durch den Wash zum Parkplatz laufen mussten. Was für eine Hitze.

Da waren wir doch froh, dass wir nicht zur Wave laufen mussten. Die Leute, die von dort kamen, sahen alle recht abgekämpft aus.

Dieser Buckskin Gulch ist wirklich unglaublich schön, eine tolle Location.
Am Auto beschlossen wir, die House Rock Valley Road ganz bis zum Highway 89A durchzufahren.

Große Wanderungen hatten wir nicht mehr vor heute.

Kaum waren wir ca. 6 km gefahren, kam uns ein junges Paar auf der Straße entgegen. Wir guckten uns um, sahen aber kein Auto.

Wir hielten natürlich an und fragten, ob alles ok ist.

Die beiden waren doch tatsächlich zu Fuß unterwegs, mit Sack und Pack, schon seit Tagen, sie sagten was von einem Arizona Trail oder so. Das Mädel hatte einen hochroten Kopf.

Wir fragten, ob sie Wasser hätten und ob sie was brauchten?

Erst sagten sie nein, weil sie wohl dachten, wir wollten ihnen was verkaufen.

Dann meinten sie doch: „Ja, Wasser wäre gut, weil ihr letzte Wasserstelle schon etwas trocken war“.

Krass, wir gaben ihnen ein paar Flaschen Wasser, damit sollten sie zumindest bis zum Wire Pass Trailhead kommen, von dort aus suchten sie eine Mitfahrgelegenheit.

Wir haben ja bei solchen Touren immer mindestens Wasser für 2 Tage dabei und auch zu essen.

Auf was für Ideen Leute kommen. Bei 30 Grad in der Hitze rumzuwandern, ohne Wasser, mit voller Montur, ohne Auto oder Fahrrad oder Ähnliches.

Hoffen wir mal, dass deren Abenteuer glimpflich ausgegangen ist.

Wir fuhren weiter die House Rock Valley Road, bis wir dann nach etlichen Meilen auf den Highway 89A stießen.

Diesen nahmen wir dann in Richtung Lee’s Ferry, Marble Canyon.

Wir fuhren durch, bis an der Straße schöne Hoodoos kamen, dann bogen wir noch zu Lee‘s Ferry ab, hier stehen auch schon schöne Hoodoos an der Straße, aber sie lagen alle im Schatten.

Wir drehten also wieder um und waren dann an den Navajo Bridges von der anderen Seite, diese Seite war am Abend auch die bessere.

Hier war kaum was los, wir blieben eine ganze Weile und machten ein paar Bilder. Natürlich musste ich auf die Brücke drauf, mal sehen, wie das so ging, vor 2 Jahren hatte ich mich kaum getraut – jetzt ging das super, ich habe sogar ganz nah am Rand gestanden.

Plötzlich über uns Vögel, riesen Vögel. Wow, ca. 4 Stück segelten kurz über uns.
Leider waren sie so schnell wieder weg, wie sie gekommen waren.

Der Tag ging zur Neige und wir fuhren dann über Bitter Springs zurück nach Page.

Dort angekommen erst mal unter die Dusche, dann zum Walmart. Später dann noch zum Denny’s was essen.

Toll, was wir wieder für einen schönen Tag rund um Page erlebt haben.

Wetter: sonnig, ca. 30 Grad
Sights: Buckskin Gulch, Wirepass, House Rock Valley Road, Navajo Bridges
Wanderungen: Wirepass Slot
Abendessen: Denny's in Page
Hotel:  Days Inn: $116,99 + Tax 17,55 – 134,54
Bewertung: gut +++
Bemerkung: