Tag 4 – St. Louis, MO – Lebanon, MO – 06.10.2013

Wir stellten den Wecker am Abend zuvor auf 06:00 Uhr. Da Sonntag ist, bekommen wir erst um 07:00 Uhr Frühstück im Hotel. Wir duschten ausgiebig und packten routinemäßig unsere Siebensachen. Mario packt die Technik ein, ich die Kleidung und die Sachen aus dem Bad, das hat sich seit Jahren so erprobt.

Rein in den Fahrstuhl mit unseren Siebensachen und runter, wir gehen durch den Hinterausgang zum Parkplatz. Schock! Es ist arschkalt. Es hat in der Nacht um mindestens 10-12 Grad abgekühlt, dafür ist es klar.

Mario holt das Auto direkt an die Hintertüre und wir packen ein.

Das Frühstück ist schon aufgebaut, als wir total durchgefroren in die Lobby kommen, erst mal einen heißen Tee bzw. Kaffee zum Aufwärmen.

Die nette farbige Dame an der Rezeption begrüßt mich mit „Good morning sweat heart“ und gibt mir unsere Hotelrechnung. „Have a nice day, and good bye.“ Es war nett im La Quinta Inn in St.Louis.

Wir freuen uns, dass es so schön klar ist, schönes Fotowetter in jedem Fall. Mit diesen Temperaturen hatten wir eigentlich eher gerechnet als mit der Hitze in den Tagen zuvor. Von dem her störte das nicht sehr.

Der Jeep fragt aber erstmal nach Sprit, also fahren wir zur Tanke, holen trotz der Kälte noch eine Tüte Eis für unsere gut gefüllte Kühlbox.

Dort an der Tanke füttern wir das Navi mit der Adresse vom Gateway Arch, so dachten wir zumindest.

Es ging über einen recht leeren Highway in Richtung Innenstadt. Wirklich kaum ein Auto unterwegs, dann, an einer Kreuzung steht die Polizei und regelt den Verkehr.

Hm, nichts zu sehen, warum das so ist. Wir fahren weiter, an der nächsten Kreuzung sehen wir einen Schrottwagen, der noch qualmt und mitten auf der Straße der Gegenspur steht.
Ein anderes Auto konnte nicht weiterfahren. Die Fahrerin sitzt drin und ist geschockt, ob sie was mit dem Unfall zu tun hatte, keine Ahnung, ihr Auto ist nicht beschädigt.
Wir können auch nicht sehen, ob in dem anderen Auto noch einer sitzt und wie der Unfall passiert sein könnte, dass das Auto so kaputt ist, keine Ahnung. Die Straßen sind sehr leer und es gibt auch kein Hindernis oder ein anderes kaputtes Auto. Die Polizei zwei Blöcke weiter hatte offensichtlich hiermit nichts zu tun.

Vor uns sind noch zwei andere Autos, die halten zum Glück an, wir auch kurz, aber wir wissen nicht recht, wie wir uns verhalten sollen, die anderen steigen aus, haben alle Handys, gut. Da hören und sehen wir schon die Polizei nahen, wir können hier nicht helfen. Fahren geschockt weiter, wir fragen uns, wie das passiert sein kann, wahrscheinlich Alkohol oder Drogen oder zu schnell gefahren?

So was am frühen morgen, wir werden noch ein bisschen wacher.

Der Weg ist ganz schön lang, sah auf dem Stadtplan gar nicht so weit aus, wir nähern uns dem Ziel, aber ich sehe weit und breit keinen Gateway Arch oder irgendwas, das wie Downtown ausschaut.

Wir sind auf einem Soldatenfriedhof gelandet. Memorial Drive stimmt, aber wir haben St. Louis Metro eingegeben und nicht St. Louis, na, das soll mal einer wissen, dass es da einen Unterschied gibt. Metro sind wohl die Außenbezirke.

Schön hier auf dem Friedhof, sehr still und hunderttausende Gräber. Viele von deutschen Soldaten. Merkwürdige Stimmung. Ich steige kurz aus, mache ein paar Fotos.

Das Navi wird erneut gefüttert mit der richtigen Adresse, hoffen wir. Noch mal 20 Minuten soll das dauern bis Downtown. Na ok, jetzt sind wir einmal hier.

St. Louis gefällt mir, macht Spaß, hier durch die Wohngegenden zu fahren, es macht mir hier nicht den Anschein, sehr runtergekommen zu sein oder extrem gefährlich, wie es oft heißt.

Endlich kommen wir in Downtown an, hier gefällt es mir auch, viele Fabrikgebäude, eine Brauerei, der Zug, der Mississippi, schöne Stimmung.

Da sehen wir ihn, den Gateway Arch, aber wie kommen wir nah ran oder so ran, dass wir ein Foto machen können. Die Stadt ist nicht wie erwartet leer, sondern eher voll, überall stehen Parkverbotsschilder, die Parkplätze sollen 20$ und mehr kosten für Football und Arch Parking. Ah, hier ist also ein Football- oder was auch immer für ein
-spiel. In Massen strömen „uniformierte“ Leute in die Stadt.

Nach drei Versuchen, irgendwo anzuhalten, entscheiden wir dann gleichzeitig: Raus hier! Kein Bock auf Abzocke beim Parken und schon gar nicht auf Menschenmassen. Den Gateway Arch sehen wir dann ein anderes Mal an oder eben nicht.

Wir folgen erst mal dem Navi Richtung Westen, um auf die Interstate 44 zu kommen, die hier in St. Louis beginnt und an der die Route 66 erst mal parallel verläuft. Die haben wir schnell gefunden, fahren erst mal drauf und folgen ihr bis zur Ausfahrt Eureka.

Landschaftlich überrascht uns diese Gegend mit viel Wald, der ganz langsam bunt wird, es ist leicht hügelig, in Illinois war es ja eher flacher.

Route 66 State Park hörte sich gut an, sehen wir uns an. Der war aber geschlossen bzw. wurde an einer Brücke gebaut, so dass der Eingang verlegt wurde. Wir hielten trotzdem kurz an, um eine Kleinigkeit zu essen. Immer noch recht kalt draußen.

Wir müssen wieder auf die Interstate auffahren, es gibt keine andere Möglichkeit. In Pacific, MO, verlassen wir diese wieder.

Was sind denn das da für Höhlen? Da sind wir neugierig, fahren näher heran. Scheint eine Art Veranstaltungshalle zu sein, ich trau mich nicht, reinzugehen. Mario ist es kalt, der bleibt beim Auto.

Ich hole meinen Routenplan hervor und wir folgen der Route 66, die auch in Missouri leicht zu finden ist. Den Schildern folgend fahren wir durch Orte wie Gray Summit, Villa Ridge und Union. Wir huschen überall schnell raus und fotografieren die Route-66-Attraktionen, das Gardenway Motel in Gray Summit und das Sunset Motel in Villa Ridge. Beide Locations eher pfui als hui.

Uns erwartet auch in Missouri an der Route 66 ein ähnliches Bild wie in Illinois, viele Orte sind eben nicht mehr, Immobilien sind entweder zu verkaufen oder ganz runtergekommen.
In St. Clair fahren wir zum Wassertum, wieder ein Lolli.

Stanton hat ein altes Motelschild zu bieten, das Stanton Motel. Wir fahren kurz auf die andere Seite der Interstate, auf der gegenüberliegenden Seite ist das Jesse James Wax Museum, an diesem vorbei geht die Route 66 auch weiter.

In Sullivan beschließen wir, zum Walmart zu gehen und uns einen dicken Pulli oder eine Jacke zu kaufen. Zudem haben wir Hunger. Wir machen auf dem Parkplatz vom Walmart ein kleines Picknick, fett eingepackt in unsere neuen Worker-Jacken.

Cuba, hört sich gut an und ist die nächste Station auf der Route 66. Hier in Cuba gibt es das Wagon Wheel Motel, leider ist es noch zu früh, um hier zu übernachten. Das Motel sieht aber sehr gut aus und beim nächsten Mal wird das sicher eingeplant.
Wir treffen leider keine Person an, sonst hätten wir gerne ein Interview mit der Besitzerin geführt, schade.

Der weltgrößte Stuhl (World’s Largest Rocking Chair) steht in Fanning, Missouri, den darf man nicht verpassen.

Mit uns hält gleichzeitig ein junges Paar an, die fahren ein gelbes Auto, irgendeinen Schlitten, keine Ahnung, was für einer, sieht aber gut aus. Ich geh‘ also hin zu dem Typen – die beiden kommen aus England – und bitte ihn, sein Auto unter dem Stuhl zu parken, macht er doch glatt. Sieht gut aus auf dem Foto.

Extrem froh sind wir, dass wir diese Attraktion gesehen haben. Ein „Must See“.

Der Gift Shop und das Restaurant hier sind geschlossen, „ off season“ oder „out of order“, man weiß es nicht.

Die Route 66 folgt an dieser Stelle immer der Interstate 44, wir fahren immer mit ihr an unserer Seite über die gut ausgebaute hügelige Landstraße.

Diese Bilder, wo die Interstate neben der Route 66 entlanggeht, habe ich immer in den Route-66-Reportagen gesehen und bin froh, endlich selber hier zu sein.

In keinem Route-66-Führer habe ich was von Dale’s Collectibles gelesen, aber den gibt es und wir halten natürlich an. Wir fragen Dale, der gerade an einem seiner Autos rumwischt, ob wir uns umsehen und fotografieren dürfen. Natürlich dürfen wir.

Die Story, wo jedes seiner Autos herkommt, müssen wir uns dafür anhören. Oh, die haben hier in Missouri aber schon einen ganz schön krassen Akzent, das Zuhören ist anstrengend, aber interessant, bin doch erstaunt, wie viel ich verstehe.
Einige seiner Autos hat er im Wald gefunden, kaum zu glauben.

Am Exit 189 finden wir die Mule Trading Post. Die hat geöffnet, wir gehen rein und treffen auf einen uralten Mann, der arbeitet hier wahrscheinlich schon seit Anbeginn der Route 66. Er hat einige Stories für uns, wir haben aber die große Kamera im Auto gelassen, so dass wir ihn nicht bitten in unsere Kamera zu sprechen. Wir kaufen ein paar Blechdosen für 2$.

Die folgende Strecke empfinden wir als landschaftlich schön, aber highlightmäßig eher als öde, wir steigen also kaum aus, fahren einfach nur. Bis zum Devil’s Elbow. Den kleinen Umweg muss man einfach mit machen.

Man findet am Devil’s Elbow eine kleine Bar, die bei unserem Besuch aber geschlossen hatte. Die Bar wurde 1929 von einem Paar namens Munger eröffnet. Mr. Munger verstarb und seine Witwe heiratete einen Mr. Moss. Die Bar wurde zum Munger-Moss Sandwich Stop. Die Straße wurde 1946 verlegt, der Betrieb zog nach Lebanon, wo er noch heute als Munger Moss Motel existiert.

Die Brücke über den Piney River überqueren wir, aber nicht, ohne vorher noch mit einem urigen Typen aus Indiana zu sprechen, den wir am Devil’s Elbow treffen.

Der ist sehr gesprächig und hat einen tollen Akzent. Wir bitten ihn, etwas in unsere Kamera zu sagen, da lässt er sich nicht zweimal bitten.

Wir reden eine Weile mit ihm, er gibt uns noch den Tipp, uns abseits der Route 66 die Ozarks anzusehen, was wir ja auf dem Rückweg sogar vorhaben.

Der Wasserturm in St. Robert gefällt mir, er ist so schön bunt, muss fotografiert werden.

Als nächstes halten wir in Buckhorn bei den Witmor Farms, das sieht alles ganz interessant aus hier, ich würde auch gerne aussteigen, nur leider laufen da zwei Hunde rum. Ich traue mich nicht raus.

Bei Hazlegreen überqueren wir einen Fluss über eine tolle alte Brücke. Wir nutzen das fast letzte schöne Licht für ein paar Aufnahmen.

Das allerletzte schöne Licht erwischen wir vor dem Munger Moss Motel, das unser Quartier für die Nacht wird. Wir sind in Lebanon angekommen.

Beim Eintreten in die Lobby wollte ich fast schon rückwärts wieder raus, so ein heftiger Rauchgeruch strömte mir entgegen, aber da muss ich jetzt durch, ich wollte schließlich hier übernachten und auch noch mit Ramona reden, die ist auch da und erzählt uns gerne ihre Story und über ihr Hotel in die Kamera für meine Webseite.

Wir reden sehr lange mit ihr, irgendwann bekommen wir auch ein Zimmer, das Hotel ist nicht sehr voll, wir können uns praktisch ein Zimmer aussuchen. Da wir aber ein Nichtraucherzimmer wollen, haben wir nicht die volle Auswahl. Hier in Missouri ist es leider noch nicht so weit, dass alles rauchfrei ist, aber es kommt wohl zum 1.1.2014. Da müssen einige Hotels renovieren und umbauen, um die Richtlinien einzuhalten.

Mit unserem Schlüssel und total nach Rauch stinkend verlassen wir die kleine Lobby, aber wir haben ein tolle Aufnahme und fanden Ramona eine sehr sympathische alte Lady.
Morgen muss ich meine Sachen waschen.

Wir sehen uns das Zimmer an, es ist schon sehr alt, aber alles ist tipptopp sauber, die Klimaanlage ist extrem laut, hoffentlich kann ich da schlafen. Heute Nacht benötigen wir den Schlafsack, weil wir hier keine so schönen dicken Decken haben wie in den anderen Hotels bisher, sondern nur die übliche Wolldecke mit dem Laken und der Überdecke, die ich aber mit zwei Finger angefasst immer sofort in eine Ecke des Zimmers knüssel Heute lege ich sie an die Türritze, wo es kalt reinzieht.

Unser Gepäck bleibt im Zimmer, während wir uns im Ort Lebanon umsehen, ob es noch ein paar Motive gibt, aber außer dem Wasserturm sehen wir nicht viel. Es gibt aber einen Walmart und einen Applebbe’s im Ort, wo wir zu Abend essen.

Nach dem sehr leckeren Essen, wir teilen uns ein HONEY PEPPER CHICKEN & SHRIMP – wie lecker ist das denn, das werde ich in diesem Urlaub öfter essen – gehen wir zurück zum Motel. Es ist dunkel und wir wollen das Hotel fotografieren, denn es hat eine schöne Leuchtreklame.

Wir bauen unsere Kameras auf, Mann, es ist so arschkalt, ich ziehe alle Jacken an, die ich im Auto liegen habe. Wie ein Michelinmännchen sehe ich aus, aber es ist ja zum Glück dunkel.

Die Aufnahmen gelingen uns ganz gut, wir probieren einige Zeit rum, und da kommen dann auch unsere „Freunde“, die wir schon in Illinois mal getroffen hatten, wieder an, sie halten an und machen mit ihren DSLR-Kameras ohne Stativ Bilder, bekommen es aber nicht hin, machen immer wieder dasselbe, gehen zum Auto, sichten die Fotos, kommen noch mal zurück.
Klappt wohl immer noch nicht, wir sind aber froh, dass sie sich nicht ins Motiv stellen. Wir schmunzeln etwas. Ich bin zwar auch nicht der Megafotoprofi, aber entweder ich habe bei Dunkelheit ein Stativ dabei oder muss meine Kamera eben einstellen (ISO, Blende. etc) können, aber das konnten die nicht. Die haben sich sichtlich etwas geärgert.

Als wir dann komplett durchgefroren waren, gingen wir ins Zimmer, in dem es auch nicht viel wärmer war. Also ab in die Jogginghose und unter den Schlafsack und an Mario gekuschelt, dann wurde es wärmer. Ich fiel unmittelbar in einen tiefen Schlaf, die Klimaanlage hat mich nicht gestört, Mann, war ich müde.

   Route: 310km

Wetter: cool down – erst klar, dann etwas wolkig bis ca. 17°C
Sights: Route 66, Gardenway Motel, Munger Moss, Wax Museum, Mule Trading Post
Wanderungen: -
Abendessen: Applebee’s – 16,49$
Hotel: Munger Moss Motel, Lebanon – 62,49$ (46,13 Euro)
Bewertung: mittel +-
Bemerkung: